Schützengilde Scharnitz – ein geschichtlicher Rückblick
Oberschützenmeister Andrä Krug gratulierte dem Bestgewinner Johann Rauch im Jahre 1853 und überreichte ihm seinen Preis, wie es D. Schönherr in seinem Büchlein „Ein Schützenfest“ berichtete. Das Schießen in der Schützengilde Scharnitz hat Tradition. Das Gründungsjahr konnte leider nicht festgestellt werden. Es reicht aber bestimmt sehr weit zurück, da gerade in dieser geschichtsträchtigen Gegend das Schießen und besonders das Treffen ein wichtiger Bestandsteil in der Landesverteidigung war. Im Jahre 1905 wurde der alte k&k Schießstand aufgelassen und ein neuer Bau am Rande von Scharnitz konnte mit großer Beteiligung der Bevölkerung eingeweiht werden. Tiroler Standschützen wurden damals die Mitglieder der Gilde benannt. Viele Wettkämpfe und Preisschießen wurden abgehalten. Im Schießstand wurde nicht nur geschossen, sondern auch gezecht. Die sich im oberen Stock befindliche Ausschank betrieb der Wirt des Goldenen Adlers - Herr Fischler. Das war ihm sogar so viel wert, dass er der Schützengilde Scharnitz die Wiesen, über die geschossen wurde, grundbücherlich übereignet hatte.
Nachdem während des Krieges alle Gilden aufgelöst wurden und der Besitz an den Landesschützenbund überging, bekam der Verein bei seiner Neugründung nach dem Krieg alles wieder zurück. Der erste Oberschützenmeister war Felix Gaugg. Das Schießen wurde in der ersten Zeit im Gasthof „Goldener Adler“ betrieben, bis ein Schießstand im Keller der Tiroler Weinstube eingerichtet werden konnte. Hier fanden verschiedene Schießveranstaltungen wie Gedenk-, Hochzeits- oder Jubiläumsschießen mit großer Beteiligung von Schützen aus ganz Tirol und dem angrenzenden Bayern statt. Regelmäßig wurde von den Mitgliedern trainiert und erste große Erfolge konnten von einzelnen Mitgliedern erkämpft werden.
Ende der 60er Jahre wurde ein Gemeindesaal im hinteren Bereich des neu errichteten Gemeindehauses geplant. Durch den tatkräftigen Einsatz des Oberschützenmeisters Felix Gaugg konnte er erreichen, dass dieser Gemeindesaal unterkellert wurde und die Gilde ein zu Hause für immer bekommen konnte. Hier sollte sich das Vermächtnis von Herrn Fischler bewähren. Aus den überschossenen Wiesen wurden in der Zwischenzeit Bauplätze. Durch den Verkauf hatte die Gilde das Geld, um dieses Bauvorhaben finanzieren zu können. ÖS 180.000,- mussten an die Gemeinde bezahlt werden. Damit war der Rohbau des Kellers finanziert. Den Ausbau und die Adaptierung musste die Gilde darüber hinaus ebenfalls selbst finanzieren.
1970 konnte der neue Schießstand, an dem natürlich nur mehr mit Luftgewehr und Luftpistole geschossen werden konnte, im Beisein von Landeshauptmann Eduard Wallnöfer feierlich eröffnet werden. In diesem Jahr übernahm dann Walter Lechthaler das Amt des Oberschützenmeisters.
Das Schützenheim sah viele Wettkämpfe, noch einige Gedenkschießen, und wurde auch für Gäste geöffnet. Als der Schützenbund die Rundenwettkämpfe einführte, die aus einem regelmäßigen Wettkampfschiessen über zehn Wochen bestanden, wurde es schwer, auch noch Jubiläums- oder Gedenkschießen auszuüben. 1982 wurde eine Vereinsmannschaftsmeisterschaft gegründet, die nach ein paar Jahren in das Dorfschießen überging. Diese Veranstaltung, die im heurigen Jahr zum 37. Mal abgehalten wird, hat in all den Jahren nichts an Attraktivität eingebüßt. 2006 rüstete die Gilde ihren Schießstand mit der Installation von 10 Meyton Anlagen auf das modernste auf. Ab diesem Zeitpunkt hatten Papier- und Kartonscheiben ausgedient. Die Anzeige der Treffer erfolgt nun elektronisch auf einem Bildschirm. Damit zählt unser Schießstand zu den modernsten in Europa.
Im Jahre 1989 bekam der Verein eine neue Sektion dazu. Ab diesem Jahr wurde das Bogenschießen eingeführt. Durch die Gunst des Senators Klinge, der wohl der größte Gönner der Gemeinde Scharnitz war, konnte auf einer Wiese des Senators das Bogenschießen ausgeübt werden. Eine angrenzende Parzelle schenkte er im Anschluß der Gemeinde Scharnitz mit der Auflage, dass die SG Scharnitz hier ein Clubhaus mit Nebenräumlichkeiten errichten dürfe.
1991 war es soweit. Ein nettes Clubhäuschen wurde feierlich eingeweiht und das Bogenschießen konnte unter günstigen Bedingungen betrieben werden. Zwei Jahre später wurde dann das erste Internationale Arnspitz Arrowheadturnier ausgerichtet. OSM Walter Lechthaler übernahm zu diesem Zeitpunkt den Fachverband der Bogenschützen in Tirol. Neben diesem internationalen Turnier wurden viele Tiroler Meisterschaften und auch 4 Staatsmeisterschaften bis heute ausgerichtet. Bogenschützen aus der ganzen Welt haben dieses Turnier bereits besucht. Die am weitesten angereisten Bogenschützen kamen aus Australien
Neben dem Feldbogenschießen kam das Schießen auf dreidimensionale Ziele immer mehr auf und boomt geradezu in den letzten Jahren. Auch hier ist die Sektion Bogen mit dem „Scharnitzer Speckschiessen“ dabei. Weit über 200 Wettkämpfer pro Jahr messen ihr Können bei diesen Turnieren.
Um das Clubhaus bestehen drei verschiedene Parcours, die im Sommer auch von Gästen benutzt werden können. Direkt vor dem Clubhaus steht eine FITA Anlage auf etwa 8000m². Hinter dem Clubhaus beginnt eine Feldbogenanlage mit 24 Scheiben und gleich daneben steht ein 3D-Parcours mit 32 3D-Tieren. Diese Anlage bezeichnete vor kurzem ein internationaler Bogenschütze als die wohl schönste Mitteleuropas.
Mitglieder der Schützengilde Scharnitz haben in den letzten Jahren viele Erfolge erzielt. Neben Tiroler- und Staatsmeisterschaftstiteln wurden auch Stockerlplätze bei Europa- und Weltmeisterschaften errungen. Im Jahre 2014 wurde Petra Goebel sogar Weltmeisterin.
Das Jahr 2018 war von sportlichen Erfolgen weiterhin geprägt. Christian Schett errang in der Österr. Mannschaft den 2. Platz bei den Europameisterschaften. Josef Neuner wurde Weltmeister im Instinktivschiessen.
Die Schützengilde Scharnitz ist nicht nur ein Werbeträger im sportlichen Sektor für Scharnitz und das Plateau sondern ist ein nicht mehr wegzudenkender Faktor auch im touristischen Bereich.